Mit Arbeitskollegen auf dem Jakobspilgerweg

Von Straelen nach Thorn (Niederlande) 

 

„Wir sind dann mal eben weg“, hieß es für sechs Arbeitskollegen und mich vom 2.-4.11.2012. Die katholischen Seelsorger unserer Dienststelle, Hans-Gerd Paus und Matthias Ueberfeld hatten eingeladen, den Jakobspilgerweg von Straelen nach Thorn (Niederlande) gemeinsam zu gehen. Die Kollegen kamen aus unterschiedlichen Bereichen und mit verschiedensten Motiven. Eine Kollegin hatte sogar ihren Hund mitgebracht, der uns die ganze Zeit treu begleitete. Alle hatten sich zum Ziel gesetzt, nach den drei Tagen gemeinsam am Ziel anzukommen.                                                                                                                                        

Am ersten Tag ging es nach einer kurzen Begrüßung und einem alten Pilgergebet an der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Straelen los. Wir folgten dem Pilgerzeichen des Jakobsweges, der Muschel, die die Konzentration der Pilgerwege aus ganz Europa in Santiago de Compostela in Spanien symbolisiert. Schnell kamen wir aus der Stadt raus, in die schöne herbstliche Landschaft des Niederrheins. Der angesagte Regen blieb aus, so erreichten wir auch bald unsere erste Rast an der Kapelle von Genooy. Hans Gerd Paus entzündete Kerzen für uns, sprach ein Gebet und dann ging es auch schon weiter Richtung Venlo. Hier geht der Weg direkt durch die Fussgängerzone, bevor man an die Maas kommt und dann direkt vor unserem ersten Etappenziel in Steyl auskommt. Dort wurden wir freundlich in der Pilgerherberge der Steyler Missionare empfangen und jeder war froh, sich nach den 21 Kilometern Fußweg erst mal entspannen zu können. Das Klosterdorf Steyl reizte uns jedoch bald, die nähere Umgebung dieser Zentrale der weltweiten Mission der Steyler Missionare zu erkunden. Im Klostergarten entdeckten wir ein gemütliches Cafe, wo wir die Erlebnisse des Tages Revue passieren ließen, bevor es dann zu einem Gebet in die Kirche ging. Im früheren Wohnhaus des Gründers der Steyler Missionare, Arnold Janssen, das jetzt ein Restaurant beherbergt, klang der Tag aus.

Am nächsten Morgen begrüßte uns Bruder Roland zum Frühstück. Und wer dachte, dass die Patres in Steyl asketisch leben, wurde beim Frühstück eines Besseren belehrt. Gut gestärkt und nach einem Morgenimpuls von Matthias Ueberfeld in der Kirche, ging es die ersten Kilometer schweigend weiter. Leider wurden wir vom Regen überrascht, der uns den ganzen Tag mehr oder weniger begleitete, aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat. Auf den kilometerlangen Geraden des Weges Richtung Roermond, konnten wir gut in vertiefende Gespräche einsteigen, bei denen das Dienstliche meist außen vor blieb und eine persönliche Ebene gesucht wurde. Unterbrochen von kurzen Rastpausen erreichten wir hinter Swalmen den kleinen Ort Asselt mit einem herrlichen Ausblick auf die Seenlandschaft vor Roermond. An Yachthäfen, kleinen Kirchen und Wegekreuzen vorbei ging es in die Stadt. Von weitem hatten wir schon unser Ziel des Tages, die Kathedrale von Roermond, im Blick. Nach 25 Tageskilometern beendeten wir unseren Pilgerweg in der Jakobuskapelle der Kathedrale mit einem Dankgebet. Die romantische Altstadt von Roermond hatte zwar schon Weihnachts-beleuchtung und lud zum Verweilen ein, doch wollten alle lieber nach der anstrengenden Etappe ins Hotel, um erst mal warm zu duschen und sich auszuruhen. Der Abend klang nach einer leckeren Pizza im Bistro des Hotels aus und wer dachte, die Tagesstrapazen würden uns bald ins Bett zwingen, erlebte, dass die kühlen Getränke eine lebhafte Runde entstehen ließen, die noch lange zusammensaß.

Klare und frische Morgenkühle empfing uns am letzten Tag unseres Pilgerweges von Roermond nach Thorn an der niederländisch-belgischen Grenze. Schnell erreichten wir wieder die Seenlandschaft der Maas mit ihren Brücken und Schleusen. Die Wege waren verschlungen, führten aber immer wieder an den Kirchen vorbei, die Orientierungspunkt für die Jakobspilger sind. Herrlicher Sonnenschein begleitete uns. Jeder von uns tauchte in die schöne Atmosphäre unserer Gruppe ein. Der Weg hat uns zusammenwachsen lassen. Immer wieder genossen es einige von uns alleine zu gehen, um sich alleine der Erkenntnisse der Tage bewusst zu werden. Die Gruppe blieb, wie in den vergangenen Tagen, aber immer zusammen und der Langsamste bestimmte das Tempo. Kurz vor Thorn legten wir nochmal eine letzte Rast ein, wurden aber auch vom Regen überrascht. So hieß es, sich auf den letzten Kilometern noch einmal dem Regen zu stellen, die Regenkleidung überzuziehen und sich wie eine „Gespenstergruppe“ Thorn zu nähern. Die Herrlichkeit von „Het Witte Stadje“ - alle Häuser im historischen Stadtkern sind weiß gestrichen - konnten wir nicht ganz genießen. Unter dem Glockenturm der Stiftskirche sprachen wir dann unser Abschlussgebet. Wir segneten uns reihum und reflektierten nochmal kurz diese schöne Pilgerwanderung. Alle waren voll des Lobes und der Freude und so werden wir wohl 2013 unseren Pilgerweg fortsetzen.